Armut, Mangelernährung und Klimawandel zählen zu den Herausforderungen im Nyumba Yadongo Nature Reserve (NYNR). Es wurde 2019 von dem malawischen Künstler Muhanya Peter Chaponda als ein auf Selbstversorgung mit Aufforstung zielendes Öko-Projekt gegründet und liegt ca. 80 Kilometer von Blantyre entfernt im Bergland zwischen dem Zomba-Plateau und dem Malosa-Gebirge im Hochland des Shire-Flusses. 2024 jedoch hinterließ Zyklon Freddy nicht nur materielle Schäden, sondern erschütterte auch das Vertrauen vieler am Projekt Beteiligter. In dieser Situation boten Aktivist*innen in Berlin und Hannover Unterstützung beim Aufbau eines mehrjährigen, übertragbaren Entwicklungsprozesses als Zukunftsperspektive an.
Experiment „Malawi-Milpa“
Milpa, auch als „Drei-Schwestern-Kultur“ bekannt, ist ein Jahrtausende altes Mischkultur- und Agroforst-System der Maya, das immer noch praktiziert wird. Es hat das Potenzial einer kostengünstigen und zugleich umwelt- und klimafreundlichen Alternative zu dem Hybrid-Mais, der in Malawi als Monokultur unter Einsatz von teurem Kunstdünger und Pestiziden angebaut wird. Zunächst als Experiment ausgerichtet soll es den landwirtschaftlichen Aktivitäten neuen Auftrieb geben und den sozialen Zusammenhalt der Farmer*innen stärken. Langfristiges Ziel ist es, eine unabhängige, lokale Saatgutbasis aufzubauen, durch Bodenverbesserung und Aufforstung vielfältigere Erträge zu ermöglichen, und neben verbesserter Selbstversorgung marktfähige Produkte als zusätzliche Einkommensquelle zu schaffen.
Beteiligte Partner
Den Auftakt ermöglichte der BUND Region Hannover mit einer Saatgutspende, bestehend aus unterschiedlichen Sorten Mais, Bohnen, Kürbissen, Tomaten und nützlichen Blühpflanzen aus dem Sortiment seiner-Initiative zur Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt (https://bund-region-hannover.de/bund-aktiv/nutzpflanzenvielfalt). Mit der Erfahrung aus ähnlichen Projekten und einem seit vielen Jahren bestehenden Netzwerk übernahm der Freundeskreis Malawi und Städtepartnerschaft Hannover-Blantyre e.V. (FKM) die Trägerschaft; finanziell gefördert wurde das Teilprojekt von der Niedersächsischen Bingo Umweltstiftung. Der Förderverein Terra Preta e.V. stellte Lehrmaterialien zum Thema Kompostierung, Humusaufbau und Klimaschutz. Das Ecolodgy Sustainability & Permaculture Centre übernahm die Durchführung von Workshops zu Saatgutgewinnung und -erhaltung im eigenen Lehrgarten bei Blantyre und als Follow-up Bodenvorbereitung und Kompostherstellung im NYNR. Die (ehrenamtlichen) Teammitglieder aus Deutschland und Malawi kooperieren via Internet miteinander.
Ermutigende Ergebnisse
Das gemeinsame Lernen und die Ernteerfolge mit dem gespendeten Saatgut haben die Motivation der Farmer*innen deutlich gestärkt. Nach Kasonga haben sich auch Gruppen in den Nachbargemeinden Zomba und Mulanje dem Projekt angeschlossen. Die Farmer*innen tauschen sich monatlich in Meetings aus, die von Muhanya über Internet moderiert werden. Bei der Veranstaltung „60 Jahre Malawi-Germany und 60 Jahre Freundschaft Hannover–Malawi“ am 5. November 2024 bedankte sich Muhanya bei allen Unterstützern und Förderern und präsentierte das Projekt anhand eines Filmbeitrags mit Szenen von den Workshops und Interviews mit Farmer*innen.
Text: Andrea Preißler-Abou El Fadil (Förderverein Terra Preta; BUND Hannover)